14.10.2020 - Kompetenz aus dem Oldenburger Münsterland

Wenn zwei Firmen aus dem Oldenburger Münsterland ihre Kompetenzen bündeln, kann daraus ein Projekt entstehen, dessen Strahlkraft weit über die Grenzen der Region hinausragt.

Zwei Hochfermenter für Produktionsabfälle

Der Lebensmittelhersteller Wernsing (Addrup, Landkreis Cloppenburg) verwertet Produktionsabfälle in einer betriebseigenen Abfall- und Kläranlage. Die energetisch hochwertigen Abfälle werden in einer Biogasanlage vergärt. Damit verknüpft das Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg mit seinen ambitionierten ökologischen Zielen. In diesem Zusammenhang wurde die Erweiterung der Biogasanlage erforderlich. Die Entscheidung fiel auf zwei Hochfermenter aus hochwertigem Edelstahl – konstruiert, gefertigt und montiert von der Firma Stallkamp (Dinklage, Landkreis Vechta). 

Konstruktion der Hochfermenter

Die beiden baugleichen Hochfermenter haben einen Durchmesser von gut 15m und eine Höhe von knapp 20m, sodass sie ein Fassungsvermögen von jeweils 3.300m³ erreichen. Die Bauweise der Edelstahlfermenter erfolgte in Segmentbauweise. Dafür wurden einzelne Mantelbleche in den Blechstärken von 3 bis 6mm auf Durchmesser gewalzt. Diese wurden auf der Baustelle zu großen Ringen verschraubt und abgedichtet. Mit speziell für dieses Projekt entwickelten elektrischen Hubstützen wurde der erste vollständig montierte Ring angehoben. Anschließend folgte die Montage des nächsten Rings, der erneut von den 30 synchron laufenden Hubstützen gehoben wurde. Beim Liften des Behälters für den letzten Ring lastete ein Bauwerk von über 40 Tonnen auf den Hubstützen, welche das Gewicht gleichmäßig und sicher anhoben.

„Wir wussten aufgrund mehrfacher Tests, dass das Konzept aufgehen würde. Dennoch war das ruhige und gleichmäßige Anheben des Bauwerkes ein besonderer Moment!“, berichtet Erich Stallkamp (Geschäftsführender Gesellschafter), der den Baufortschritt täglich verfolgte. 

Alles aus Edelstahl

Um Korrosion bei den anaeroben Gärprozessen zu minimieren, setzt Wernsing bei den neuen Fermentern konsequent auf das Material Edelstahl – und das in seiner hochwertigsten Form. Alle Seitenteile sowie der 4mm starke Edelstahlboden sind aus Duplex-Blechen gefertigt. Der Werkstoff 1.4462 hat eine besonders hohe Streckgrenze und ist somit äußerst robust. Auch das Dach besteht aus Edelstahl: stabile Sparren, die von einem inneren und einem äußeren Ring getragen werden, bilden dabei das Grundgerüst. Daran werden eine innere und eine äußere Edelstahlhaut befestigt. In der Mitte des Daches gibt es eine Öffnung für das Rührwerk. Denn durchmischt und homogenisiert wird das innenbefindliche Gärgemisch mit einem Zentralrührwerk.

Gewinn für beide Seiten

Für die Firma Wernsing bedeuten die beiden Hochfermenter eine bessere Ausnutzung der Restenergie aus den Produktionsabfallstoffen. Eine Tonne Kartoffelschlämpe ist beispielsweise äquivalent zu einem Gasertrag von ca. 50-80m³. Somit wurde ein weiterer wichtiger Schritt für die umweltfreundliche Energiegewinnung umgesetzt. 

Auch für Stallkamp sind die Hochfermenter ein wichtiger Schritt, denn es sind die bislang höchsten Fermenter dieser Art aus der Produktion von Stallkamp. „Wir freuen uns über den erfolgreichen Projektabschluss und haben gezeigt, dass wir in dieser Größenordnung mitspielen können.“, sind sich Christoph Heseding (Geschäftsführer) und Patrick Wienken (Leiter des Technischen Büros Behälterbau) einig. Momentan befinden sich weitere Hochfermenter für andere Projekte im Bau, womit der Einstieg in diesem Bereich besiegelt sein dürfte.